| Muss ich mein Leben lang Medikamente einnehmen?
Hallo Melanie,
beim Thema Arteriosklerose erreicht mich immer wieder die Frage „Muss ich jetzt mein Leben lang Medikamente nehmen?“
Deshalb möchte ich heute mal auf einen wichtigen Punkt eingehen: Deine innere Einstellung zu deinen Medikamenten.
Bei Arteriosklerose haben wir eine besondere Situation, denn sie verläuft meist still. Auch die meisten Risikofaktoren wie zu hoher Blutdruck oder erhöhte Cholesterinwerte machen lange Zeit keine Beschwerden und deshalb fragen sich viele: „Wenn ich mich nicht krank fühle, warum soll ich dann Medikamente nehmen?“ Und bei dieser Frage höre ich oft einen gewissen Widerstand raus.
Dieser gewisse Widerstand zeigt sich auch in den Zahlen
In der da Vinci-Studie an über 5880 Patienten erreichten nur 16 % der Hochrisiko-Patienten den aktuellen Zielwert von LDL < 55mg/dl. Das heißt, 84% der höchst gefährdeten Menschen erreichen trotz klarer Empfehlungen ihre Zielwerte nicht – und verschenken dadurch wertvolle Lebensjahre. Hauptgrund ist, dass viele ihre Medikamente nicht regelmäßig oder nicht in der richtigen Dosieur bzw. Kombination einnehmen.
In Großbritannien haben Ärzte mit einem Fragebogen herausfinden wollen, warum so viele Patienten mit Koronarer Herzerkrankung ihre Medikamente nicht regelmäßig nehmen – denn bei 500 Befragten hielten sich 44 % nicht an die Therapie.
85 % der Patienten sagten, sie vergessen die Einnahme. Ein Drittel hatte Angst vor möglichen "Schäden", also Nebenwirkungen, jeder Fünfte fühlte sich durch feste Einnahmezeiten eingeschränkt, und fast jeder Zehnte glaubte nicht an den Nutzen der Medikamente.
Du siehst also, die Gründe sind vielschichtig, aber eins haben sie gemeinsam: Die Einnahme von Medikamenten wird oft als Belastung empfunden.
Was kannst du also tun?
Es ist super wichtig, dass du für dich lernst, Frieden mit deinen Medikamenten zu schließen und sie nicht widerwillig einnimmst. Denn genau das wird auf Dauer nicht funktionieren. Du solltest also versuchen deine innere Einstellung zu deinen Medikamenten zu verändern, um hier eine innere Neubewertung deiner Medikamente, neudeutsch ein sog. "Reframing" hinzubekommen.
Wenn du dich wirklich mit deinen Medikamenten beschäftigst und genau weißt, was sie tun in deinem Körper und wie sie dich schützen können, dann wird es auch einfacher für dich sie nicht mehr als "Ausgeburt der gierigen Pharmaindustrie" anzusehen, sondern vielleicht eher als deine "kleinen Lebensverlängerer", die dich vor (erneutem) Herzinfarkt, Schlaganfall und Co. schützen und dir so viele zusätzliche Jahre im Kreise deiner Lieben schenken können.
Auf der anderen Seite führt ein solches "Selbststudium" der eigenen Medikamente auch zu einem sinnvollen Hinterfragen der oftmals schon lange unreflektiert eingenommenen "Pillen". Nach Rücksprache mit deinem behandelnden Arzt ergibt sich dann oftmals die Möglichkeit Medikamente zu reduzieren oder durch z.B. eine Kombination verschiedener Wirkstoffe in einer Tablette deine Behandlung deutlich zu vereinfachen.
Klar, Tabletten sind kein Ersatz für den smarten "artgerechten", gesunden Lebensstil. Aber wenn wenn bereits eine Arteriosklerose vorhanden ist, dann sollten wir natürlich versuchen, alle Registerkarten zu ziehen, um das Voranschreiten der Arteriosklerose aufzuhalten und uns so vor weiteren Ereignissen zu schützen. |